Statistik des Untergangs
Es war die spektakulärste Spielzeit, die die Fußballabteilung des TuS Iserlohn 1846 in seiner Vereinsgeschichte erlebt hat, aber es war wohl auch eine der spektakulärsten Vereinsleistungen, die Fußballdeutschland erlebt hat. In der Saison 2004 / 05 stiegt nämlich die erste Mannschaft des TuS aus der Landesliga ab, ohne eine Punkt erspielt zu haben
Nachdem man in der Vorsaison versucht hatte mit einer komplett neuen und unerfahrenen Mannschaft, den Ligenverbleib in der Verbandsliga zu schaffen, wurde dieses Unterfangen wegen drückender Verbindlichkeiten und letztendlich dadurch ausgelöst, demotivierter Spieler am letzten Spieltag knapp verfehlt. Man musste nun den bitteren Weg in die Landesliga antreten und erneut eine komplett neue Mannschaft formieren. Wegen fehlender finanzieller Mittel setzte man auf Spieler aus der zweiten Mannschaft und junge Talente aus unteren Klassen.
Zunächst gingen die ersten Spiele unter Fußballlehrer Fritz Kissing knapp verloren. Ein Schlüsselspiel war das Heimspiel gegen SpVg. Olpe am fünften Spieltag, das auf dem Hemberg-Rotgrantplatz knapp, in letzter Minute und durch eine fragwürdige Schiedsrichterleistung mit 3:2 verloren wurde. Dieses Spiel war übrigens auch das letzte Duell welches unter den Augen des verstorbenen TuS-Ehrenmitgliedes und treuem Zuschauer "Lokka" Lodewig verfolgt wurde.
Es war aber auch das vorletzte Spiel von Leistungsträger Patrick Kaul, der sich in der nächsten Begegnung einen Kreuzbandriss zuzog, was das gleichzeitige Karriereende bedeutete.
Nach diesem Spiel hagelte es für den TuS nur noch schwere Niederlagen, die wiederholt auch in der Zweistelligkeit endeten Die höchste Niederlage fuhren die Iserlohner mit 11:1 beim SV Attendorn ein.
Die Saisonbilanz lass sich schrecklich. Bei 19 geschossenen Toren (0,6 Tore pro Spiel) kassierten die insgesamt über die Saison neun eingesetzten Torhüter 152 Tore (5,3 Tore pro Spiel). Beste Torschützen waren mit jeweils drei Toren Jakob Weber, Heiko Zankana und der zum Winter verpflichtete Sven Dilewski.
Diese Saison ging an die Nerven eines jeden und so ist es auch zu erklären, dass vier Trainer (Fritz Kissing, Andreas Krüger, Manfred Stimmer, Harald Kroll) benötigt wurden, um die Saison zu Ende zu bringen.
Was aber noch mehr beeindruckt ist die Zahl, der eingesetzten Spieler. Insgesamt wurden im Laufe der Saison 50 Akteure aus dem "Hut" gezaubert, die sich am Ziel Klassenerhalt versuchen durften. Bei so einer Menge von Spielern konnte es nicht verwundern, dass selbst dem Vorstand nicht immer alle gleich bekannt waren. So war es auch zu erklären, dass der von den "Alten Herren" kurzfristig nachnominierte Spieler D. Pullmann Eintritt an der Kasse zahlen musste, damit er überhaupt ins Stadion kam.
Dirk Pullmann gehörte schon damals zu den älteren Spielern der Mannschaft, aber es wurden noch drei Spieler eingesetzt, die wesentlich "betagter" waren als er. Mit Jahrgang 1957 war Uwe Karger im Tor der älteste, Michael Peter im defensiven Mittelfeld stand ihm aber auch kaum nach und Modellathlet Dietmar Paultyn machte mit 46 Jahren in der Rückrunde immerhin noch 16 Begegnungen mit und versengte einen von insgesamt drei Elfmetern.
Am Ende nahmen es die TuS-Verantwortlichen, Spieler und Fans mit einem Galgenhumor und doch relativ gut gelaunt hin, dass man erstmalig nach 1952 wieder in die Bezirksliga abstieg und mit Dieter Gruß als Trainer einen erfolgreichen Neuanfang startete. Schade nur, dass die zweite Mannschaft durch die häufigen Personalwechsel zu stark beansprucht wurde und ebenfalls in die Kreisliga B abstieg.